Das diesjährige IfK-Praxisforum startete mit einer Warnung: Lokaljournalist:innen können sich dem Thema Rechtsextremismus oft weniger intensiv widmen, als sie gern würden. Zu wenige Ressourcen, zu wenig Aufmerksamkeit. Die Warnung kam von Alissa Steer, die für Ihre Bachelorarbeit Leitfadeninterviews mit Lokaljournalist:innen über deren Umgang mit Rechtsextremismus geführt hat.
Vor ihr saßen viele Studierende, Alumni, Fördervereinsmitglieder und IfK-Mitarbeiter:innen, die zum 21. Praxisforum des IfK ins Sparkassen-Forum am Altmarkt gekommen waren. Sie alle haben einen vielfältigen Einblick in die Forschung des IfK und die besten Abschlussarbeiten erhalten. Moderiert haben den Abend die IfK-Mitarbeiterinnen Kristin Pomsel und Ayanda Rogge.
Nach dem Auftakt von Alissa Steer stand auch in den nächsten beiden Vorträgen journalistische Qualität im Fokus. Kathleen Lehmann hat Ergebnisse ihrer vergleichenden Inhaltsanalyse der deutschen Corona-Berichterstattung in der ersten und zweiten Pandemiewelle vorgestellt. Fazit: Ziemlich viele Beiträge waren ziemlich skandalisierend, besonders im Boulevardblatt Bild.
IfK-Institutsdirektor, eingesprungen für die erkrankte Sarah Süß, hat dann ein geplantes Forschungsprojekt vorgestellt, das von der Thüringischen Landesmedienanstalt beauftragt wird. Es geht um Vielfalt in der lokalen Berichterstattung – ein Thema, das gerade angesichts der (drohenden) Nachrichtenwüsten in Ostsachsen oder Nordthüringen zunehmend an Relevanz gewinnt.
Von Thüringen zu Tierwohlsiegeln: Den zweiten Teil des Abends hat Thu Hang Vu eingeläutet, die, zugeschaltet via Zoom, ihre Masterarbeit über die Wirkung von Tierwohlsiegeln auf die wahrgenommene kognitive Dissonanz vorgestellt hat. Die Ergebnisse des aufwändigen Online-Experiments sind ambivalent: Die Siegel können sogar dazu führen, dass Konsument:innen unbesorgter als zuvor zum Fleisch greifen.
Thu Hang Vu hat für ihre Arbeit eigene Tierwohlsiegel gestaltet – Sandra Mooshammer hat eine genderneutrale Sprachassistenten-Stimme entworfen. Kern ihrer Masterarbeit war die Frage, welchen Einfluss diese Geschlechtsneutralität auf das Vertrauen in die vom Sprachassistenten übermittelten Informationen hat. Zumindest, so zeigt sich, keinen positiven: Die männlichen oder weiblichen Stimmen haben mindestens ähnliche, oft aber bessere Vertrauenswerte erzielt als die genderneutralen.
Der letzte Vortrag des Abends kam von Daria Kurchinskaia, die in ihrer englischsprachigen Masterarbeit ein neuartiges Phänomen auf Live-Streaming-Plattformen untersucht hat: Warum geben Menschen echtes Geld für virtuelle Geschenke aus – also für bunte Widgets, die nach einer kurzen Zeit wieder vom Bildschirm verschwinden? Das hat sie mit einer Umfrage unter Nutzer:innen der Dresdner Dating-App Lovoo untersucht, wobei sie unternehmensseitig von IfK-Alumnus Tim Tschapek unterstützt wurde. Als wichtig erwies sich vor allem die Gruppenidentität: Geschenke machten den Streamer:innen vor allem jene User:innen, die sich der Gruppe zugehörig fühlten.
Kurchinskaia konnte nach ihrem Vortrag gleich auf der Bühne bleiben, denn sie erhielt einen Preis für die beste Masterarbeit. Normalerweise bekommt diesen Preis eine Person – dieses Mal gab es aber zwei Studierende, die nicht nur die gleiche Note auf ihre Abschlussarbeit bekommen haben, sondern auch dieselbe Gesamtnote. So ging der Preis auch an Sandra Mooshammer, die mittlerweile auch Promovendin am Schaufler-Kolleg der TU Dresden ist. Auch die erste Rednerin durfte nochmal auf die Bühne: Alissa Steer erhielt den Preis für die beste Bachelorarbeit.
Fotos: Luise Anter